Demenzbetreuung und Pflege im Heim – Erschütternder Bericht einer Journalistin

Undercover im Pflegeheim

Normalerweise ist die Lektüre der BILD am SONNTAG (BamS) eine eher wenig tiefgreifende Erfahrung. Bei der gestrigen Ausgabe erging es dem Leser anders. Eine Redakteurin der BamS berichtet von Ihrer Woche als Praktikantin in einem Pflegeheim in Brandenburg. Dieser Erfahrungsbericht zum Thema Demenzbetreuung und Pflege im Heim steckt voller erschütternder Details.

Ein Pflegeheim mit Bestnoten!

Die Redakteurin beschreibt anfänglich das Heim. Es handele sich um einen „normalen Kasten, wie er überall in Deutschland stehen könnte.“ Ein Pflegeheim mit 82 Plätzen, fünf Etagen und einem Garten; pro Pflegeplatz werden bis zu 2.500€ pro Person veranschlagt. Das brisante daran ist, dass genau dieses Heim vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) mit einem Gesamtergebnis von 1,2 (= sehr gut) bewertet wurde. Beim „Umgang mit dementen Heimbewohnern“ und bei der „Sozialen Betreuung und Alltagsgestaltung“ verteilte der MDK sogar die Note 1,0.

Demenzbetreuung und Pflege – „…Für mich eine Woche, die ich nie vergessen werde..“ – Die Redakteurin alias Praktikantin berichtet

Ständiger Zeitdruck, Unterbesetzung, ausbeuterische Bezahlung und belastende Arbeitsbedingungen - über all diese Erlebnisse und Zustände spricht die schockierte Frau in Ihrem Bericht. Auch kommen entnervte und demotivierte sowie überlastete Pflegekräfte zu Wort; jede Zeile geht unter die Haut. Ihre Worte am Ende des Artikel sprechen Bände: „Meine Woche ist vorbei. Der Rücken schmerzt, die Hände sind rau, meine Füße tun weh. Auch mein Herz. Es war eine schwierige Woche, nicht nur körperlich. Es war schwer, all das zu ertragen, was ich gesehen habe.“

Demenzbetreuung in der Zukunft - Wohin führt der Weg?

Gerade bei der Betreuung von Demenzkranken ist die persönliche Zuwendung und Pflege essentiell. Pflegeheime leisten hier generell einen wichtigen Beitrag ebenso wie viele pflegende Angehörige. Es bleibt die Hoffnung, dass der schockierende Bericht ein Einzelfall ist.

So sehr es grundsätzlich zu begrüßen ist, dass sich Pflegeheime dem wichtigen Thema Demenz und Demenzbetreuung annehmen, desto wichtiger ist, die Grundvoraussetzungen dafür zu schaffen. Die persönliche und liebevolle Demenzbetreuung ist zeitaufwändig. Zeit bedeutet Geld. Geld aber so scheint es, hat weder die Pflegeversicherung ausreichend noch die Heime. Diese Tatsache ist nicht neu, aber immer wieder schockierend und es muss diese Tatsache hinterfragt werden. Denn Geld hat der Staat und die Gesellschaft genug, die Frage bleibt aber offen, ob und wie wir dieses Geld sinnvoll ausgeben. Was ist uns wichtig? Anscheinend eine würdevolle, letzte Phase in unserem Leben nicht. Leider.